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Biografiearbeit in der Altenpflege – Beispiele zum Loslegen

In diesem Blogbeitrag finden Sie die wichtigsten Dinge rund um das Thema Biografiearbeit in der Altenpflege, was Sie dabei beachten müssen und wie Sie Gesprächsideen für Senioren entwickeln können. Mit unseren Beispielen am Ende des Beitrags können Sie direkt loslegen.

Illustration: vor einem blauen Hintergrund liegt ein Heft mit Skizzen von Menschen, ein Bleistift, ein Handy, ein Radiergummi, eine Regieklappe und eine Tasse Kaffee.

Im Laufe unseres Lebens sammeln wir viele Erinnerungen. Sei es die Hochzeit, ein besonderes Familienfest oder ein ganz besonderer Urlaub – unsere Erinnerungen können uns immer wieder Freude bringen. Doch je älter wir werden, desto mehr können unsere Erinnerungen verblassen. Besonders wenn wir an Demenz erkranken, fehlen viele wichtige Momente unseres Lebens in unserem Gedächtnis.

Die Folge: Wir fühlen uns unvollständig. Durch Biografiearbeit können Erinnerungen zwar nicht wieder zurückgebracht werden, dafür können sie helfen, uns wieder wohler zu fühlen. Warum das wichtig ist und was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Worum geht es bei der Biografiearbeit in der Altenpflege?

Bei der Biografiearbeit in der Altenpflege geht es darum, sich mit der Lebensgeschichte der Senioren zu beschäftigen. Denn je mehr man über eine Person weiß, desto besser wird das Verständnis gegenüber der pflegebedürftigen Person. So kann auch die Pflege individuell auf die einzelne Person angepasst werden.

Die Biografiearbeit hilft nicht nur besser auf die Bedürfnisse der Senioren eingehen zu können, sondern kann auch dabei helfen, gewisse Ressourcen wieder aktivieren zu können. Manchmal lassen sich durch die persönliche Geschichte einer Person auch neue Beschäftigungsideen entwickeln.

Gerade bei Senioren mit Demenz kann Biografiearbeit dabei helfen, ungewöhnliches Verhalten nachvollziehen zu können. Denn oftmals lässt sich durch die Geschichte einer Person das heutige Verhalten erklären.

Doch die Biografiearbeit ist mehr als das reine Erzählen der Lebensgeschichte. Es geht vielmehr darum, Erinnerungen auf verschiedenen Wegen zu wecken. Das kann z. B. durch Gerüche, Geräusche oder auch Fotos passieren.

Warum Biografiearbeit für Senioren wichtig ist

Durch die Biografiearbeit erfahren die Senioren vor allem eines: Wertschätzung. Ehrliches Interesse gegenüber ihrer Person und ihrer Lebensgeschichte können einen großen Einfluss auf ihr Verhalten haben. Vielleicht isst die Person wieder mehr, nimmt an Spielrunden teil oder wirkt generell offener und zufriedener.

Die Biografie einer Person beinhaltet unterschiedliche Dinge und sie geht über das Aufzählen der Stationen im Lebenslauf hinaus:

  • Wichtige Daten: Das Geburtsdatum, der Hochzeitstag oder auch der Einzug in das Pflegeheim markieren wichtige Tage im Leben eines Menschen
  • Charakter: Meinungen, Einstellungen, persönliche Sichtweisen und auch der Glauben formen den Charakter eines Menschen
  • Freizeit: Hobbies, Interessen, Haustiere, Ehrenämter oder auch Mitgliedschaften in Vereinen sind wichtige Aspekte
  • Soziales: Familie, Freunde oder auch der Kontakt zu anderen Menschen
  • Prägende Ereignisse: Flucht, Scheidung oder andere Wendepunkte im Leben sind ein wichtiger Teil der Biografie
  • Gewohnheiten und Abneigungen: Was isst eine Person gerne und was mag sie überhaupt nicht?
  • Wertvorstellungen & Weltanschauung: Ansichten, Vorstellungen, Wünsche, Werte

Je mehr man über die Geschichte einer Person weiß, desto besser lässt sich das Verhalten dieser auch einschätzen. Zudem wird die Persönlichkeit der Person besser erkennbar. Für eine wertschätzende und respektvolle Pflege sollten Sie also so viel wie möglich über die Senioren in Erfahrung bringen. Dadurch können Sie die Person besser erreichen und ihr helfen, alte Fähigkeiten wieder zu aktivieren.

Biografiearbeit: Was müssen Pflegekräfte wissen?

Um möglichst viel über Ihre Senioren herauszufinden, sprechen Sie zunächst am besten mit den Angehörigen. Diese können Ihnen oftmals schon sehr detailliert über die wichtigsten Etappen im Leben ihres Verwandten berichten, von Interessen erzählen und auch auf kritische Ereignisse aufmerksam machen.

Zudem gibt es in vielen Pflegeeinrichtungen einen Erfassungsbogen beim Einzug in das Pflegeheim. Dort sind einige Informationen bereits abgefragt worden. Da die Einschätzung jedoch meist durch die Angehörigen erfolgt, sollten Sie sich dennoch nicht nur darauf verlassen, sondern das Gespräch mit den Personen suchen.

Fragen Sie die Personen direkt nach ihren Vorlieben und Erfahrungen. Mit der Zeit wächst meist das Vertrauensverhältnis und die Senioren beginnen von sich aus Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen.

Vorsicht bei traumatischen Ereignissen: Wenn Sie wissen oder merken, dass Ihre pflegebedürftige Person traumatische Ereignisse erlebt hat, fragen Sie nicht weiter nach. Die Biografiearbeit ersetzt keine Psychotherapie und sollte nur positive Erlebnisse thematisieren.

Doch auch im Alltag können Sie schon viel über Ihre Senioren erfahren und wertvolle Hinweise für die gemeinsame Biografiearbeit sammeln. An welchen Aktivitäten nehmen die Senioren gerne teil? Mit was beschäftigen sie sich, wenn sie allein sind? Und welches Essen schmeckt ihnen besonders gut?

Auch in der täglichen Pflege können Sie etwas über die Person erfahren. Machen Sie sich Notizen, wenn Sie etwas Wichtiges erfahren. Das kann Ihnen später helfen, noch mal genauer nachzufragen und mehr über die Person zu erfahren.

Ideen für Biografiearbeit in der Altenpflege

Im nachfolgenden haben wir Ihnen einige Ideen für die Biografiearbeit in der Altenpflege zusammengestellt.

Illustration: vor einem pinken Hintergrund liegt ein aufgeschlagenes Fotoalbum mit rotem Einband. Eingeklebt sind Bilder auf denem man einen Mann, der winkt und eine Mann mit einer Senioren sieht.
  1. Fotos und Postkarten

Oftmals besitzen Senioren viele Fotoalben, in denen sie ihre Erinnerungen festgehalten haben. Schauen Sie diese gemeinsam mit ihnen an. Lassen Sie sich die Geschichte hinter den Fotos erzählen. Auch mit Postkarten und Fotos von anderen bekannten Orten lassen sich Erinnerungen wecken. Das können Sie auch gut in der Gruppe umsetzen. Denn innerhalb der Gruppe können auch bei den anderen Erinnerungen an einen bestimmten Ort oder ein Ereignis wecken.

Illustration: vor einem hellblauen Hintergrund spielen 3 Musiker und eine Musikerin Instrumente (Trompete, 2 x Saxophon, Kontrabass). Die Musiker*innen tragen schwarz-weiße Kleidung und es fliegen Noten herum.
  1. Mit Musik Erinnerungen wecken

Kinderlieder, Kirchenlieder oder auch alte Volkslieder können ein guter Teil der Biografiearbeit sein. Denn gerade Liedtexte bleiben oftmals stark im Gedächtnis hängen. Singen Sie gemeinsam altbekannte Lieder mit Ihren Senioren. Denn neben dem Singen kann auch die ein oder andere Erinnerung in Zusammenhang mit dem Lied aufkommen.

Illustration: eine lachsfarbene Nähmaschine vor einem hellgrünen Hintergrund. Ein brauner Faden geht zur Nadel, die ein gelbes Stück Stoff näht. Am rechten Rand sind ein paar blaue und rote Blumen.
  1. Erinnerungsecken

Eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit kann helfen, mehr über Ihre Senioren zu erfahren. In Pflegeheimen können Sie dafür Erinnerungsecken gestalten. Die sollen als gemeinsamer Treffpunkt dienen. Dort können Sie Nähmaschinen, alte Spielzeuge oder auch andere Dinge aus der Vergangenheit hinlegen. Idealerweise stammen die Dinge aus der Vergangenheit der Senioren, die im Heim leben. So ist ein persönlicher Bezug zu den Dingen vorhanden.

Senioren am Plaudertisch in Bewegung
  1. Für Plauderstimmung sorgen

In einer geselligen Runde lässt es sich ganz hervorragend gemeinsam in Erinnerungen schwelgen. Am Plaudertisch trainieren Ihre Senioren ihre körperliche Fitness und können nebenbei auch ihre geistigen Fähigkeiten beim Biografietraining (Dual-Tasking) in Schwung bringen. Beim gemeinsamen Treten und Kurbeln kommt jede Menge Stimmung auf und die Plauderlaune entsteht ganz von alleine.

Biografiefragen für Senioren – Beispiele

Oft ist es gar nicht so leicht persönliche Dinge zu teilen, daher haben wir in unserer kleinen Sammlung von Gesprächsideen auch einige Fragen zusammengetragen, die zwar persönliche Erlebnisse ansprechen aber die sich auch problemlos mit anderen teilen lassen.

Biografiefragen – Rund um Mode

  • Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
  • Welche Lieblingskleidungsstücke sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
  • Welche Farben tragen Sie gerne?
  • Welche Muster tragen Sie gerne?
  • Welche Materialien mögen Sie gerne?
  • Welche Modererscheinungen haben Sie in Ihrem Leben bewusst selbst mitgemacht?
  • Gibt es Ereignisse in Ihrem Leben, zu denen Sie ganz besondere Kleidungsstücke getragen haben?
  • Was tragen Sie gerne zu festlichen Anlässen (z.B. runden Geburtstagen, Feiertage)?
  • Haben Sie schon einmal selbst Kleidung genäht / gestrickt / gehäkelt?
  • Hatten Sie als Kind Kleidung für besondere Anlässe (z. B. Sonntagskleidung)?

Fragen zu Biografie – Rund ums Auto

  • Was war Ihr erstes Auto?
  • Welche Farbe hatte Ihr erstes Auto?
  • Welche Autofahrten sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
  • Sind Sie mit Ihrem Auto auch in den Urlaub gefahren?
  • Welche Autos haben Sie im Laufe Ihres Lebens gefahren?
  • Haben Sie eine Lieblingsautomarke?
  • Hatten Sie mal eine Autopanne? Wie haben Sie sich geholfen?
  • Sind Sie jemals in eine Verkehrskontrolle gekommen?
  • Mussten Sie bei einer Zollkontrolle Ihr Auto leerräumen?

Biografiefragen – Rund ums Essen

  • Kochen Sie gerne?
  • Was kochen Sie am liebsten?
  • Was ist das Lieblingsgericht von Ihnen?
  • Was ist Ihr Lieblingsnachtisch?
  • Was ist das Lieblingsgericht Ihrer Familie (z. B. Kinder, Enkel)
  • Gibt es bestimmte Gerüche, bei denen Ihnen sozusagen sofort das Wasser im Munde zusammenläuft?
  • Gibt es Dinge, die Ihnen überhaupt nicht schmecken?
  • Was sind die Festtagsessen Ihrer Familie, die es beispielsweise zu Weihnachten / Ostern gab?
  • Haben Sie landestypische Einflüsse in Ihren Rezepten?
  • Was ist Ihr ältestes Familienrezept?
  • Haben Sie ein Geschmacksgeheimnis, das Sie mit uns teilen?
  • Was stand auf einer typischen Kaffeetafel bei Ihnen? Welche Kuchen gab es?
  • Was sind Ihre schönsten Erinnerungen zu gemeinsamen Mahlzeiten?
  • Hatten Sie ein Lieblingsrestaurant?

Fragen zur Biografie – Rund ums Wohnen

  • Wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?
  • Welche Erinnerung haben Sie an Ihr Elternhaus?
  • Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste eigene Wohnung?
  • Welche Art von Möbel gefallen Ihnen?
  • Gibt es ein Möbelstück, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
  • Haben Sie etwas gesammelt, das man in Ihrem Zuhause sehen konnte?
  • Gibt es ein Heimwerkerprojekt, auf das Sie besonders stolz sind?
  • Wie oft sind Sie umgezogen?
  • Warum sind Sie umgezogen?
  • Gibt es einen Geruch, den Sie besonders mit Ihrem Zuhause verbinden?
  • Wie sah Ihr Lieblingszimmer aus?
  • Wie würde Ihr Traumhaus aussehen?
  • Wo würde Ihr Traumhaus stehen?

Biografiearbeit am Plaudertisch

Jetzt den Plaudertisch erleben: So bleiben Senioren fit!

Mit dem Plaudertisch lässt sich die Biografiearbeit ganz einfach umsetzen. Denn die Übungsgeräte sind so aufgebaut, dass sie an altbekannte Bewegungen erinnern (bspw. Kaffeemühle oder Rasenmäher). Durch die bekannten Bewegungsabläufe kommen die Senioren nicht nur leichter in Bewegung, sondern können sich auch miteinander austauschen. Denn je nach Modell finden bis zu sechs Personen am Plaudertisch Platz.

Biografiearbeit – Senioren kennen lernen

Eigentlich klingt Biografiearbeit nach jeder Menge zu tun. Geht es doch darum, in einer gemütlichen Runde mit gezielten Fragen mehr über sein Gegenüber zu erfahren und Erinnerungen zu aktivieren. Das trainiert das Langzeitgedächtnis der Senioren, ruft schöne Momente ins Gedächtnis und thematisiert genau die Dinge, die sie selbst erlebt haben. Dabei geht es nicht um das Abhaken einzelner Stationen im Lebenslauf, sondern darum, wie man all die Erinnerungen eines Lebens zusammengetragen hat, was man in den Situationen empfunden hat, welche Meinungen man vertritt und welche Dinge für einen wichtig sind. Es sind die Zwischenzeilen des Lebenslaufs, die Hintergründe und die anderen Personen, die hier thematisiert werden. Uns bleibt an dieser Stelle nur zu sagen: Gehen Sie auf Erkundungsreise und lernen Sie sich kennen 😊.

Wichtig ist, sensibel zu bleiben und auf die persönlichen Grenzen der Senioren zu achten.

Bildquellen:

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Musikband erstellt von storyset – de.freepik.com

Nähmaschine erstellt von lesyaskripak – de.freepik.com