Da die Häufigkeit von Stürzen mit dem Alter zunimmt, spielt die Sturzprophylaxe in der Pflege eine besonders wichtige Rolle. In diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie Sturzprophylaxe funktioniert, welche Faktoren das Risiko für Stürze erhöhen und mit welchen einfachen Übungen Sie Stürze vorbeugen können.
Viele Senioren haben Angst davor, zu stürzen. Diese Angst ist leider nicht unbegründet, denn ab dem 65. Lebensjahr fallen 30 % der Menschen einmal im Jahr.
Wenn sich ältere Menschen aus Angst zu fallen vorsichtiger verhalten und weniger bewegen, wird das zum Teufelskreis: Balance, Beweglichkeit und Kraft nehmen weiter ab, das Sturzrisiko und die Unsicherheit nehmen zu.
Die gute Nachricht vorab: Eine wirksame Sturzprophylaxe in der Pflege kann diesen Teufelskreis durchbrechen und Stürze verhindern.
Sturzprophylaxe Definition
Mit Sturzprophylaxe oder Sturzprävention sind alle Maßnahmen gemeint, die Stürze von Senioren in der Pflege, aber auch im Haushalt vorbeugen sollen.
Stürze zu verhindern ist bei älteren Menschen besonders wichtig. Auf der einen Seite steigt die Häufigkeit von Stürzen im Alter, auf der anderen Seite führen Stürze bei Senioren häufiger zu Verletzungen wie Hüftfrakturen oder Kopfverletzungen. Das liegt daran, dass ältere Menschen eher Osteoporose und eine eingeschränkte Mobilität oder langsamere Reflexe haben. Das Abfangen funktioniert also nicht mehr so gut und die Knochen sind nicht mehr so stabil.
Da die Sturzprophylaxe für Senioren so wichtig ist, ist sie ein wichtiger Aspekt bei der alltäglichen Prophylaxe in der Pflege. Dementsprechend gibt es auch einen Expertenstandard zum Thema Sturzprophylaxe. Dieser Standard definiert, wie eine systematische Vorbeugung von Stürzen in der Pflege aussehen sollte, um die Qualität der Sturzprophylaxe in Pflegeheimen zu vereinheitlichen.
Das Ziel: Jeder Bewohner mit einem erhöhten Sturzrisiko erhält eine Sturzprophylaxe, die Stürze verhindert oder Sturzfolgen mindert. Für eine gute Pflegequalität ist eine wirksame Sturzprophylaxe also unerlässlich.
Sturzprophylaxe in der Pflege mit dem Plaudertisch
So macht die Sturzprophylaxe besonders viel Spaß: Am Plaudertisch trainieren Senioren gemeinsam die Kraft und Ausdauer ihrer Arm- und Beinmuskulatur.
Risikofaktoren für Stürze
Ein erster Schritt für eine zielgerichtete Sturprophylaxe ist eine Einschätzung, wie hoch das Sturzrisikos einer Person überhaupt ist.
Es gibt ganz unterschiedliche Risikofaktoren die auf ein erhöhtes Sturzrisiko hindeuten. Bei Senioren sind das zum Beispiel häufig:
- Abnehmende Muskelkraft in den Beinen
- Haltungs- und Gangstörungen
- Balanceschwierigkeiten
- Erschwertes Dual-Tasking (Gehfähigkeit und Kognition), zum Beispiel bei Demenz und anderen kognitiven Einschränkungen
- Einschränkung des Sehvermögens
- Nutzung von Hilfsmitteln (Rollator, Gehstock)
- Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. blutdrucksenkende Mittel, Beruhigungs- oder Schlafmittel etc.)
- Frühere Stürze
Zur schnellen Einschätzung des Sturzrisikos können auch Fragenkataloge aus der Pflegewissenschaft wie die Morse-Skala oder das STRATIFY Sturzrisikoassessment eingesetzt werden. Alternativ können Bewegungstests wie etwa die Berg-Balance-Skala eingesetzt werden. Dabei wird bewertet, inwieweit die Senioren verschiedene Übungen (beispielsweise mit geschlossenen Augen stehen oder aus dem Sitzen aufstehen) durchführen können.
Neben diesen eher personenbezogenen Risikofaktoren spielt auch die Umgebung, in der sich die Senioren in ihrem Alltag bewegen, eine wichtige Rolle bei der Prävention von Stürzen. Herumliegende Gegenstände, Kabel oder Teppichkanten können zum Beispiel zur Stolperfalle werden, vor allem im Zusammenspiel mit einer schlechten Sicht oder anderen von den oben aufgeführten Risikofaktoren.
Wenn bei einer älteren Person ein erhöhtes Sturzrisiko festgestellt wird, sollten die wichtigsten Risikofaktoren möglichst abgeklärt und erfasst werden. So können in einem nächsten Schritt auf die Person abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um das Sturzrisiko zu senken.
Maßnahmen für die Sturzprophylaxe in der Pflege
Da die Ursachen für Stürze so vielfältig sind, setzt auch die Sturzprophylaxe auf ein Paket aus unterschiedlichen Maßnahmen, um Stürze bei Senioren zu verhindern.
Die Maßnahmen zur Sturzprophylaxe werden in drei Kategorien eingeteilt: personenbezogene Maßnahmen, umgebungsbezogene Maßnahmen und medikamentenbezogene Maßnahmen.
1. Personenbezogene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
Die personenbezogenen Maßnahmen beziehen sich auf die Person selbst. Dazu zählen beispielsweise Bewegungsübungen zur Stärkung der Muskulatur sowie Training zur Verbesserung der Ausdauer, Beweglichkeit und der Balance.
Auch die Dual-Tasking-Fähigkeit, also die Verteilung der Aufmerksamkeit auf mehrere gleichzeitige Aufgaben, lässt sich mit bestimmten Übungen trainieren.
Ein paar ganz einfache Übungen zur Sturzprophylaxe finden Sie weiter unten in diesem Artikel.
Übrigens ist Bewegung für Senioren nicht nur eine wirksame Sturzprophylaxe, sondern auch ansonsten sehr gut für die Gesundheit.
2. Umgebungsbezogene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
Diese Maßnahmen beziehen sich auf das Umfeld der Senioren. Im Alltag kann das Sturzrisiko beispielsweise gesenkt werden, indem für eine ausreichende Beleuchtung gesorgt wird, rutschige Teppiche entfernt oder sonstige Stolperfallen wie Kabel und herumliegende Gegenstände aus dem Weg geschafft werden.
Auch gut sitzende Schuhe und passende Kleidung machen die Bewegung im Alltag sicherer und gehören zu einer umfassenden Sturzprophylaxe.
3. Medikamentenbezogene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
Einige Medikamente wie Schmerzmittel (besonders Opioide), Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel stehen mit einem höheren Sturzrisiko in Verbindung. Bei der Sturzprophylaxe sollten deswegen die Vorteile dieser Medikamente mit dem höheren Sturzrisiko abgewogen werden. Vielleicht ist es ja möglich, auf das ein oder andere Medikament zu verzichten oder es gibt Alternativen, die nicht mit einem höheren Sturzrisiko in Verbindung stehen.
Sturzprophylaxe Übungen
Mit Bewegungsübungen zur Sturzprophylaxe fördern Senioren ihre Kraft, Ausdauer, Balance und Beweglichkeit.
Besonders wichtig zur Vermeidung von Stürzen ist eine stabile Balance und eine gute Arm- und Beinmuskulatur. Wir haben Ihnen zwei einfache Übungen rausgesucht, mit denen Senioren die Muskulatur von Armen und Beinen einfach trainieren können.
Wie bei allen Sportübungen gilt auch bei der Sturzprophylaxe: Wichtig ist, dass die Senioren ein gutes Gefühl und Spaß bei der Bewegung haben.
Beispielübungen zur Sturzprophylaxe in der Pflege
1. Kräftigung des Armstreckers
Auf den ersten Blick scheint ein Training für die Arme wenig mit der Vorbeugung von Stürzen zu tun zu haben. Die Balance und Kraft beim Gehen kommt schließlich vor allem aus den Beinen.
Starke Arme helfen allerdings beim sicheren Einsatz von Hilfsmitteln wie Gehstöcken und Rollatoren, geben einen sicheren Halt an Griffen und helfen beim Abfangen, falls es doch einmal zu einem Sturz kommen sollte.
Material: Stuhl mit Armlehnen
- Die Person sitzt auf der vorderen Stuhlhälfte, die Hände fassen die Armlehnen direkt neben dem Körper. Die Füße stehen fest auf dem Boden.
- Das Körpergewicht wird mit den Armen nach oben gedrückt, indem die Arme so weit wie möglich gestreckt werden.
- Die Person lässt sich langsam wieder auf den Stuhl absinken.
Die Übung sollte in zwei Durchgängen jeweils 10 mal wiederholt werden (dazwischen eine Minute Pause). Wenn eine Person keine 10 Wiederholungen schafft, sollte sie nur so viele Übungen durchführen, wie sich gut anfühlen.
2. Kräftigung des Hüftbeuger
Kräftige Beine und eine stabile Rumpfmuskulatur helfen dabei, die Balance zu halten. Mit dieser Übung trainieren Ihre Senioren die Muskeln, um die Hüfte zu beugen.
Material: Stuhl mit hoher Rückenlehne
- Die Person steht neben dem Stuhl und hält sich an der Stuhllehne fest.
- Das Knie wird so weit wie möglich in Richtung Brust gehoben ohne in der Hüfte abzuknicken. Die Fußspitzen sollten beim Heben des Beines nach oben angezogen werden. Wichtig: Personen mit künstlichem Hüftgelenk dürfen den Oberschenkel höchstens bis zur Waagrechte heben!
- Bein langsam wieder abstellen.
- Übung mit dem anderen Bein wiederholen.
Diese Übung in 2 Runden mit maximal 10 Wiederholungen je Bein (bis 20 zählen) durchführen lassen. Falls eine Person keine 10 Übungen je Bein schafft, sind weniger Wiederholungen natürlich auch in Ordnung. Jede zusätzliche Bewegung ist gesund 🙂
Viele weitere einfache Übungen zur Sturzprophylaxe für Senioren finden Sie auf dieser Webseite.
Stürze vorbeugen mit dem Plaudertisch
Eine wirksame Sturzprophylaxe setzt auf die Kräftigung von Arme und Beine, der Balance und der Ausdauer. Besonders einfach und schnell lässt sich ein wirksames Training zur Prävention von Stürzen am Plaudertisch durchführen, da sich am Plaudertisch bis zu 6 Senioren gleichzeitig bewegen und dabei Arme, Beine und ihre Ausdauer trainieren.
Das gemeinsame Training an einem Tisch ist außerdem eine ideale Situation, um mit Rätselaufgaben auch das Gehirn der Senioren in Bewegung zu bringen. Das gleichzeitige Training von Körper und Geist kann die Dual-Task-Fähigkeit verbessern und so Stürze vorbeugen.
Schauen Sie doch mal ein Video an und schauen Sie, wie viel Spaß die Mobilisierung und Prophylaxe am Plaudertisch macht.
Für mehr Informationen dazu, wie einfach Sie Sturzprophylaxe mit dem Plaudertisch in Ihrer Einrichtung umsetzen können, schreiben sie uns einfach eine Mail (info@plaudertisch.com) oder rufen Sie uns an (+49-7151 959-30-843).
Hinweis zur Haftung: Die Bewegungsideen für Senioren auf dieser Seite wurden sorgfältig ausgewählt und geprüft. Es hängt allerdings immer von dem individuellen Zustand der teilnehmenden Senioren ab, ob die Bewegungen gefahrlos durchgeführt werden können. Im Zweifel befragen Sie bitte einen Arzt. Für Personen- oder Sachschäden übernehmen wir keine Haftung.