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Erfahrungsbericht Klinikum Stuttgart

Bei der Anwendung befand sich der Plaudertisch bisher in einer Flur-Ecke der mit einem Rundlauf versehenen Demenzstation. Der Vorteil bestand darin, dass der Tisch von allen Seiten gut zugänglich war und so alle 4 Sportgeräte an den Tischseiten genutzt werden konnten. Er wurde schnell als offenes Angebot angesehen, das den Patienten einerseits offensiv unterbreitet wurde aber nicht als Verpflichtung erlebt wurde.

Sogar das Interesse mancher psychomotorisch unruhigen Patienten konnte geweckt werden, sodass sie zumindest kurz die Geräte nutzten. Das Handrad wurde besonders gerne benutzt, und unabhängig von der oft wechselnden Zahl der Sitzenden nahmen diese, kurz nachdem das Gerät in Bewegung kam, miteinander Kontakt auf, dies zum Teil nur mimisch, ansonsten verbal.

So war der Plaudertisch eine nonverbale Brücke der Kommunikation und bot zugleich eine Beschäftigung miteinander. Hier zeigt sich ein enormer Vorteil für Menschen mit Demenz, deren stark eingeschränkte sprachliche Fähigkeiten einen verbalen Austausch kaum mehr zulassen. Das Medium Plaudertisch ist Anknüpfungspunkt für die Kontaktaufnahme und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Die im personenzentrierten Behandlungsansatz nach T. Kitwood für Menschen mit Demenz besonders wichtigen Grundbedürfnisse der Beschäftigung, Teilhabe und Anerkennung werden mit dem Plaudertisch sehr gut erfüllt. Diese Erfahrung unterstützt unmittelbar das körperliche und seelische Wohlbefinden, was Anspannungszustände und Ängste reduziert, sodass man in vielen Fällen durchaus von einer wichtigen nichtmedikamentösen Behandlungsintervention sprechen kann.

Sobald eine grundsätzliche kurze Anleitung der Patienten, eine Ermutigung zur Nutzung und Überwachung des Nutzungsbeginns eines Plaudertisches durch die Pflege gewährleistet ist, ist die Nutzung im Anschluss als Entlastung für die Pflegenden anzusehen, da sich die Patienten eine Zeit lang selbst damit beschäftigen.

Ein enormer Vorteil ist die Beweglichkeit des Plaudertisches, sodass er sowohl im Flurbereich als auch im Gemeinschaftsraum eingesetzt werden kann. Vor allem kann situativ genau erwogen werden, welcher Ort und welcher Zeitpunkt am besten erscheinen, um ihn einzusetzen. Aufgrund der Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen und Quarantänezeiten waren die Anwendungsmöglichkeiten zwischenzeitlich stark begrenzt, sodass der Plaudertisch jetzt wieder umso mehr genutzt werden soll.

Tatsächlich gab es keinen Patienten, dem die Armaturen mit den Sportgeräten Angst machten, sondern allseits ein Lächeln in der Anwendung. Menschen mit Demenz erleben sich als kompetent in der Umsetzung der Bewegungsabläufe, was die Stimmung hebt. Nicht zuletzt wird auch die Bewegung der Gelenke und ein leichter Sport gefördert, was wiederum den Tag-Nacht-Rhythmus auch bei Patienten unterstützt, bei denen dieser stark gestört ist. Bei allen aber wird durch leichte Ermüdung der Nachtschlaf gefördert.

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Dr. med. Stefan Spannhorst
Leitender Oberarzt P4D

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere
Im Klinikum Stuttgart, Standort Bad Cannstatt